Der Ipf von Bopfingen – ein hallstattzeitlicher Fürstensitz
Auffällig liegt er in der Landschaft – der Ipf, der Hausberg von Bopfingen im Umfeld des Nördlinger Rieses. Geologisch ein Zeugenberg mit einer Kappe aus harten Weißjura-Gesteinen (Unterer Massenkalk) im umgebenden Braunjura, welcher sich durch Erosion von der restlichen Schwäbischen Alb abgetrennt hat. Mit einer Höhe von 668m überragt er die ehemalige Reichsstadt Bopfingen um grob 200m. Von seinem eingeebneten Gipfelplateau hat man einen wunderschönen Blick auf den Albanstieg und den Albtrauf und, in der Gegenrichtung, über das Albvorland bis in das Nördlinger Ries. Jenes Nördlinger Riese, welches durch 14 Mio. Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist und heute die Schwäbische Alb und die Fränkische Alb trennt. Der Ipf ist hierbei der östlichste Ausleger der Schwäbischen Alb.
Der Ipf ist damit ein geologisch sehr interessanter Berg, aber nicht nur. Er ist auch von höchster Bedeutung für die Archäologie. Denn hier war einer von mehreren keltischen Fürstensitzen der Hallstattzeit im südwestdeutschen Raum. Noch heute sichtbar sind auf seinem Gipfel die Wallanlagen, welche auf der flacheren Seite im Vorfeld des Plateaus angelegt wurden. Der gesamte Berg ist überzogen durch diese Wälle und Gräben, die bis in die späte Bronzezeit (Urnenfelderzeit) zurückreichen.
Nach der Bronzezeit kam die Eisenzeit und damit die Zeit der Kelten in Südwestdeutschland. Die Eisenzeit wird gegliedert in zwei Perioden: die Hallstattzeit (800 – 450 v. Chr.) und die jüngere Latène-Zeit (450 – 15 v. Chr.).
Der Ipf von Bopfingen ist ein hallstattzeitlicher Fürstensitz. Von diesen gab es mehrere in Südwestdeutschland: die Heuneburg, der Hohenasperg und der Münsterberg von Breisach sind ähnliche Beispiele von hallstattzeitlichen befestigten Siedlungen auf gut zu verteidigenden Erhebungen. Reiche Gräber umgeben häufig diese Burgen. Bei Osterholz am Fuße des Ipf wurden die Spuren von Großgrabhügeln und frühkeltischen Rechteckhöfen gefunden, welche Hinweise auf Eisenverhüttung und Handel mit dem Mittelmeerraum gaben. Offensichtlich gab es Regeln, wie man seine Zugehörigkeit zur herschenden Schicht unter Beweis stellen konnte. Auf praktisch allen Fürstensitzen treffen wir importierte Waren an, wie Keramik und Amphoren aus Griechenland. Der Genuss von Wein hatte wohl eine besondere Bedeutung. Auch beim Ipf fand man eine griechische Münze, Amphoren, eine schwarz-gefirnisste Trinkschale und rot-figurige Keramik aus Athen.
„Zu Anfang seiner Besiedlungsgeschichte war der Ipf auf seiner Höhe nicht flach wie heute. Im Lauf der Jahrhunderte wurden nach und nach die Randbereiche immer weiter aufgefüllt, bis dann irgendwann das Plateau weitgehend planiert wurde. Es spricht einiges dafür, dass diese letzte Umgestaltung in der Frühlatènezeit stattfand, in Verbindung mit dem Bau der unteren Mauer. Dem Reisenden von Osten hätte sich dann ein imposanter Anblick geboten: Der schon von Natur aus imposante Berg war durch die drei weißen Bänder der kalksteinverblendeten Pfostenschlitzmauern gegliedert, die so angelegt waren, dass sie beim Blick aus der Ferne in der Vertikalen den gleichen Abstand aufwiesen – ein eindrucksvolles Symbol von Macht und Reichtum.“ (Wikipedia, Ipf)-
Abbildung 1: Pfostenschlitzmauer. - Von Trollhead, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10484859
Abbildung 2: Ipf - Zeichnerischer Rekonstruktionsversuch der Befestigungsanlagen. - Geak, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
Es waren keine friedlichen Zeiten. Die Spuren von mehreren Brandkatastrophen z.B. auf der Heuneburg oder die Beraubung viele Fürstengräber zeigen, dass sich die so genannten Fürsten gegeneinander Kriege geführt haben. Dabei wurde bei solchen Gelegenheiten auch die Gräber der Feinde geplündert, um diese zu demütigen. Einige Fürsten gewannen die Oberhand. Sie vergrößerten ihre Herrschaftsgebiete. Um 500 v. Chr. fanden sich die uns bekannten Herrschaftszeichen – Dolche, Wagen, Halsringe – nur noch im Umkreis in den Gräber der Fürstensitze, während sie vorher einer breiten Führungsschicht zustanden.
In Süddeutschland kam es dann um 400 v. Chr. eine regelrechte Völkerwanderung, was zu einer gewissen Entvölkerung geführt hat. Es war der Beginn der La-Tène-Zeit. Fast alle im 5. Jh. neu angelegten Höhenburgen wurden jetzt aufgegeben. Viele sind bei Brandkatastrophen untergegangen. Ausgrabungen zeigen aus diesem Zeitraum Notbestattungen und es gibt sogar Zeichen von Kannibalismus.
Nur wenige Siedlungen können wir vom Ende des 4. bis in 1. Jh. verfolgen. Siedelte man in der Hallstattzeit bevorzugt auf Hügeln, Höhen, Traufen und Bergen, so ließ man sich seit der Zeit der Wanderungen vermehrt in den Flusstälern nieder, die ja auch die Hauptverkehrsadern waren, z.B. Manching in Bayern, das sich zu einem mächtigen Hauptort entwickelte. Bopfingen war ein eher ländliches Zentrum und blieb auf Dauer unbefestigt.
Freilichtanlage
Im Jahr 2015 wurde eine Freilichtanlage mit der Rekonstruktion eines keltischen Fürstenhofes am Fuße des Ipf eröffnet.
Veranstaltungen
· Aktuelle Veranstaltungen von Keltenwelten
· Aktuelle Veranstaltungen vom Förderverein Keltischer Fürstensitz Ipf e.V
· Aktuelle Veranstatlungen von Teuta Opie.
Quellen
Germanica – Unsere Vorfahren von der Steinzeit bis zum Mittelalter (2009) – Uta von Freeden, Sigemar von Schnurbei (Hrsg), Weltbild-Verlag.
Wikipedia – Eisenzeit, Bronzezeit
Geopark Ries: Ipf bei Bopfingen - https://www.geopark-ries.de/freizeit/a-z/ipf_bei_bopfingen-21852/
Landesbildungsserver Baden-Württemberg - http://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/gesellschaftswissenschaftliche-und-philosophische-faecher/landeskunde-landesgeschichte/module/epochen/fruehgeschichte/kelten/bopfingen/1hintergrundinfo.htm#Geschichte
Verein Keltenwelten - https://www.verein-keltenwelten.de/keltische-staetten/bopfingen-der-ipf/
Abbildungen
Titelbild: Ipf von oben: Enzyerklopaedie, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons